Hunde-Stunts – Zwischen Spaß und Schmerzen

   Stunt-Hunde

Hunde-Stunts in Filmen waren schon immer ein kontroverses Thema. Doch spätestens seit dem Medien-Aufruhr um „Bailey – Ein Freund fürs Leben“ (2017, R: Lasse Hallström) im Januar 2017 wurde auch die breite Masse auf das Thema aufmerksam. Doch was steckt wirklich für die tierischen Stars hinter den gefährlich aussehenden Szenen: Abenteuer oder Quälerei?

Tierisches Theater: Was Hunde in Filmen leisten

Sie müssen balancieren, rennen, springen, durch Wasserschnellen schwimmen und dem Stress am Film-Set standhalten – tierische Stars haben es nicht immer leicht. Zumal sie, im Gegensatz zu ihren menschlichen Counterparts, nicht mal eben ein Stuntdouble einsetzen oder sich in ihren Wohnwagen zurückziehen können. Auch kann man ihnen nicht erklären, dass sie es „gleich geschafft haben“, sie nach der nächsten Klappe Feierabend machen dürfen oder die Notfall-Crew für alle Fälle bereitsteht, um sofort eingreifen zu können, sollte es brenzlig werden. So belastend die Arbeit bei Filmdrehs für Hunde aber auch klingt, sie bietet für die Vierbeiner durchaus auch Vorteile.

Das Arbeiten der Hunde an Sets ist in erster Linie auch Kopfarbeit. Die Tiere bekommen Kommandos und Bewegungsabläufe beigebracht, die sie täglich üben oder zum Einsatz bringen. Von der Beschäftigung und Auslastung beim vorbereitenden Training bis zu den eigentlichen Aufnahmen erfahren die Vierbeiner also viel Aufmerksamkeit, werden gefördert und gefordert und sind aktiv. Ihr Leben ist somit durchaus aufregender, als das eines Wohnungshundes, der im schlimmsten Fall ergeben und gelangweilt auf die Rückkehr seiner Dosenöffner wartet und in seinem Leben nicht mehr als drei Gassirunden kennenlernt.

Es ist allerdings zwangsläufig auch anstrengender und gefährlicher. Das zeigt das Beispiel von Hercules, dem Deutschen Schäferhund aus dem bereits erwähnten Film, sehr deutlich.

Die Gefahren der Film-Stunts

Hercules sollte in künstlich erzeugten Stromschnellen schwimmen, wollte am betreffenden Drehtag aber nicht. Die Szene gibt es dennoch. Und dazu Filmmaterial, das vermeintlich in Ausschnitten zeigt, wie der Vierbeiner zu dem Stunt im Pool gezwungen und sogar unter Wasser gedrückt wird. Bereits der Zwang und die Belastung beim Dreh stoßen vielen Tierfreunden auf. Ganz zu schweigen von der Gefahr, die für Hercules trotz bereitstehender Rettungscrew bestand.

Inwiefern unterscheiden sich diese Faktoren aber von den Aufgaben, die Polizei-, Behindertenbegleit- und Rettungshunde tagtäglich weltweit erfüllen? Oder dem Stress, den Stadthunde ausgesetzt sind? Das ist natürlich abhängig von den jeweiligen Stunts, aber in vielen Fällen ist der Unterschied gar nicht so groß, wie man vermuten würde. Tatsächlich lebt beispielsweise ein Stadthund ohne aufregenden „Job“, der ab und an in öffentlichen Verkehrsmitteln befördert wird oder auf einer unbegrenzten Grünfläche im Stadtzentrum spielt, kaum entspannter oder sicherer. Auch diese Vierbeiner müssen mit vielen belastenden Faktoren zurechtkommen, sich anpassen und können sich kaum frei entfalten und das oftmals ihr Leben lang. Im Gegensatz zu Filmhunden, die nach ihrem Einsatz deutlich entspannter und bei seriösen Trainern in einem harmonischen Rudel leben können und für ihre nächsten Einsatz trainieren.


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„Nana wird ausschließlich mithilfe positiver Konditionierung und Clicker-Training trainiert“, heißt es gleich zu Beginn des Videos.

Aber macht es das besser?

Wie so oft ist auch hier eine pauschale Antwort kaum möglich, sind die Umstände doch abhängig von den Stunts selbst, der jeweiligen Behandlung der Vierbeiner und dem Drehplan. Je enger dieser ist, desto größer sind im Normalfall Stress und Leistungsdruck für die Tiere. Zwar gibt es vor Ort Beauftragte, die auf die Sicherheit der Vierbeiner achten – allerdings auch Negativ-Beispiele, in denen diese Aufsicht nicht ausreichend zur Verhinderung von Gefahren war. Hier unterscheidet sich die Sicherheit von tierischen Schauspielern nicht von der der menschlichen Stars.

Alternativen zu Hunde-Stunts in Filmen

Durch Explosionen laufen oder vor ihnen wegrennen – das sind typische Beispiele für Szenen, in denen die Gefahr für Hunde beim Filmdreh groß scheint.

In Wirklichkeit beschränken sich die Aufgaben für die Hunde aber auf normales Gehen, Laufen oder Springen. Der gefährliche Hintergrund wird via CGI (Computer Generated Imagery) entwickelt und eingeblendet und löst das Problem der Zwänge und Risiken. Ein Beispiel hierfür ist der, mittlerweile etwas in die Jahre gekommene Film „Independence Day“ (1996, R: Roland Emmerich). Der Labrador Boomer springt innerhalb eines Tunnels augenscheinlich gerade noch rechtzeitig in Sicherheit, bevor er von der gefährlichen Explosion erfasst werden kann. In Wahrheit hüpft der Hund schlicht von einer Motorhaube und hat dabei auch sichtlich Spaß. Der feurige Hintergrund wurde nachträglich eingefügt. Ähnlich verhält es sich bei „I am Legend“ (2007, R: Francis Lawrence), bei dem die zahlreichen riskant aussehenden Hunde-Stunts von dem Schäferhund Samantha spektakulär anmuten – in Wahrheit den Einsatz eines Polizeihundes aber nicht übersteigen.

Der Bichon Frisee als klassischer Schoßhund
Die Entwicklung künstlicher Bilder ist zwar aufwendig und kostenintensiv, minimiert aber in gefährlichen Szenen sämtliche Risiken für Hund und Menschen wirksam. Was im Kino lebensgefährlich aussieht, bedeutet ohne die Nachhilfe des Computers oftmals nur kleine Sprünge auf weiche Matten vor dem so genannten „Blue Screen“ oder „Green Screen“, der Schlüssel für alle digital nachbearbeiteten Szenen in Filmen ist.

So stellt sich weiterhin die Frage, inwieweit sich Hunde-Stunts von anderen tierischen Jobs unterscheiden und ob sie gerechtfertigt sind. Auch wir können diese Fragestellung nicht beantworten. Doch es ist wichtig, sich mit dieser Thematik auseinander zu setzen, um die artgerechte Haltung und Behandlung der Hunde zu erhöhen und erhalten – und das nicht nur für Filmhunde, sondern auch für den sinnbildlichen, gelangweilten Westie, der außer der täglichen Runde um den Block weder geistige noch körperliche Förderung erfährt.


  
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