Hat Corona unsere Hundeschulen ruiniert?

   Hat Corona unsere Hundeschulen ruiniert?

Bild von Katrin B. auf Pixabay

  Bei nachstehendem Text handelt es sich um eine Pressemeldung der Hunde-Psychologin Antje Hebel. Weitere Informationen findet Ihr am Ende des Artikels.

Schluss mit dem Trübsal wegen Corona! Es geht aufwärts. Der Virus war eine extreme Chance für Hundetrainer, sich endlich von Mitbewerbern abzuheben, umzudenken und die eigene Hundeschule nach vorne zu bringen. Leider sieht die Realität anders aus.

Gestern ist mir so richtig der Kragen geplatzt. Ich traf meine Freundin, Petra, die unweit von mir eine kleine Hundeschule betreibt. Ich fragte sie, ob wir nicht gemeinsam an einem Online-Kurs für Hundetrainer teilnehmen können. Zu zweit ist das, auch online, viel schöner. Dann könnten wir uns hinterher austauschen, gegenseitig korrigieren oder auch motivieren.

Doch was sagte Petra: „Ich kann im Moment leider an keiner Weiterbildung teilnehmen, weil ich wegen Corona keine Kunden mehr für mein Hundetraining habe und mir jetzt einfach das Geld fehlt“.

Vor dem Verdienen steht immer erst das Investieren

WOW! Was ist das denn für eine Einstellung? Ich glaube es heute noch nicht. Zusätzliche Kenntnisse würden Petra doch weiterhelfen. Wieso kann sie nicht mitmachen? Ich war wirklich erstaunt und mir stellten sich sofort 2 Fragen:

Wie wenig „Umsatz“ hatte Petra denn vor Corona, wenn sie durch diese Pause jetzt bankrott ist. Was wäre, wenn sie eine Krankheit oder eine persönliche Krise zu einer Berufspause gezwungen hätten?

Und meine zweite Frage: Warum kommt sie in diese schlimme Situation?

Ich habe vorsichtig nachgefragt, wie Petra in dieses Tief rutschen konnte. Es stellte sich heraus, dass sie nur den erforderlichen 11er Paragraphen absolviert hat. Eine fundierte Ausbildung als Hundetrainerin hat sie nicht. Außerdem arbeitet sie nur am Wochenende im Hundetraining. Sie ist alleinerziehende Mutter und verdient ihr Geld mit einer Halbtagsarbeit als Friseuse.

Klar, haben es professionelle Hundetrainer etwas leichter. Sie können viel mehr Hunde betreuen. Aber diesen Weg kann jeder gehen. Jeder Interessierte kann als Vollzeit-Trainer arbeiten. Warum Petra nicht darauf hinarbeitet, kann ich nicht verstehen. Sie liebt Hunde über alles. Aber sie braucht aber auch Zeit für ihre Tochter. Das verstehe ich. Eigentlich wäre die Arbeit als Hundetrainerin ideal für sie, denn sie könnte sich ihren Tagesablauf selber einteilen. Klar, geht das nicht einfach so. Die Basis dafür wäre eine fundierte Ausbildung als Hundetrainerin. Plus, der Schritt in die Selbständigkeit.

Ich habe versucht, Petra die Unterschiede zu erklären. Was wäre ihr Nutzen, wenn sie einen staatlich anerkannten Abschluss als Hundetrainerin hätte

  • Sie wird ernst genommen, wenn sie nicht mehr nur Hobbytrainer ist
  • Sie kann mehr Geld für ihre Leistung verlangen
  • Sie lernt, Gruppenkurse interessant zu gestalten
  • Sie könnte komplexe Trainingspläne oder Therapiekonzepte erstellen; Hundebesitzer lieben klare Strukturen.
  • Sie lernt Kundengespräche zu führen und ihre Ideen umzusetzen
  • Sie kann während der Ausbildung mit erfahrenen Hundeexperten üben und praktizieren, um später ganz sicher aufzutreten
  • Sie bekommt jede Menge Input und Kenntnisse, Hunde zu beschäftigen und auszulasten. Das wird ihre Kunden beeindrucken.
  • Sie lernt mit den verschiedenen Charakteren und Verhaltensformen umzugehen. Denn jeder Hund ist anders.
  • Durch die erweiterten Kenntnisse Jagdverhalten, Anatomie oder Ernährung kann sie ihre Angebote erweitern und ist nicht mehr auf reines Hundetraining beschränkt.
  • Sie erlangt Kenntnisse in Kalkulation, Marketing und Rechnungswesen. Damit kann sie ihre Einnahmen und Ausgaben besser optimieren.

Petra wurde nach meinen Ausführungen sehr nachdenklich. Das Thema Finanzierung verursachte ihr einen Kloß im Hals. Aber auch da konnte ich sie beruhigen. Für fast alle Umsteiger gibt es bis zu 50% staatliche Fördermittel. Die Ausbildungen können fast an allen Instituten in Raten bezahlt werden.

Was spricht also dagegen, gerade jetzt in  diesen Zeiten seine berufliche Zukunft zu sichern und sich neu zu orientieren. Wenn Petra das jetzt nicht begriffen hat, wird sie es nie begreifen. Denn der einzige Hemmschuh den es gibt, ist Petra selber.

Ich würde mich für sie freuen, wenn sie aus ihrer Berufung ihren Beruf machen könnte, so wie ich es getan habe.

Deswegen hier mein Rat an alle Interessierten:
Wenn du mit Hunden arbeiten willst, dann tu es auch. Aber mach es richtig. Denn wenn du gut bist, muss die Welt davon erfahren. Und zwar so schnell wie möglich. Wir haben heute ca. 9 Millionen Hunde hier in Deutschland. Es lohnt sich also, mit Hunden zu arbeiten. Leider gibt es trotzdem ein Haar in der Suppe. Der Beruf ‚Hundetrainer‘ ist immer noch kein anerkannter Ausbildungsberuf. Ich hoffe, dass sich das irgendwann einmal ändern wird. Denn es wäre ein guter Grundlagenberuf für viele andere Erwerbszweige wie Hundefriseur, Hunde-Physiotherapeut oder Ausbilder für Behinderten-Hunde.

Ein kleiner Anfang ist immerhin gemacht. Die IHK bietet bundesweit hochwertige Fach-Ausbildungen in den Bereichen Hundetrainer, Tierpsychologie und Tier-Physiotherapie an. Und mittlerweile sogar einen Abschluß als Hundefachwirt, der dem Grad des Bachelor gleicht. Damit ist es jedem Absolventen später sogar möglich, selber Hundetrainer auszubilden.

Ich finde, auch wenn es noch kein Ausbildungsberuf ist, die Weiterbildungs-Chancen im Hundewesen sind schon absolut phantastisch.

Ich wäre vor 30 Jahren froh gewesen, wenn es schon so gute Bildungs-Chancen gegeben hätte. Wir Hundeliebhaber mußten uns damals alles selber aneignen. Das war ein mühsamer Weg. Ich selber bin einmal um die Welt gereist, habe in USA meine Ausbildung gemacht und in Asien 15 Jahre im Tierschutz mit Strassenhunden gearbeitet. Dieses umfangreiche Fachwissen über Hunde, meine Kenntnisse und Erfahrungen gebe ich heute an Hundebesitzer und Hundetrainer weiter.

Corona war eine Krise. Aber es war auch eine Chance, die Augen zu öffnen, bewusster zu leben und sich selbst zu verwirklichen. Denn Lernen und uns weiterentwickeln können wir zu jeder Zeit.

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