Verstoßene Tiere zur Ferienzeit

   Verstoßene Tiere zur Ferienzeit

Foto: © Hamburger Tierschutzverein von 1841 e.V.

  Bei nachstehendem Text handelt es sich um eine Pressemeldung des Hamburger Tierschutzvereins. Weitere Informationen findet Ihr am Ende des Artikels.

25.06.2020 – Mit dem heutigen Start der Sommerferien beginnt für viele Haustiere ein Martyrium – sie werden ihren Familien zu unbequem und ihres Zuhauses beraubt. Die mutmaßlich ersten Urlaubsopfer wurden bereits vom Hamburger Tierschutzverein von 1841 e. V. (HTV) aufgenommen.

Angesichts eines bevorstehenden Urlaubs entledigen sich leider viele Menschen ihrer tierlichen Schützlinge. Dabei nehmen sie mitunter den Tod des Tieres billigend in Kauf. So wurden allein vom 1. bis 24. Juni 2020 in Hamburg und im Umland 199 offensichtliche Tierwaisen gefunden und dem HTV übergeben, im Tierheim Süderstraße von ihren Familien abgegeben oder vom vereinseigenen Tierrettungsdienst aus einer Notlage befreit. Im Vorjahr waren es im entsprechenden Zeitraum 179 Waisen. In diesem Jahr wurden 145 Tiere gefunden und mutmaßlich ausgesetzt. 2019 waren es 90. Die Dunkelziffer der Urlaubsopfer liegt dabei noch wesentlich höher. Kürzlich nahm der HTV auch zwei Katzenfamilien mit jungen Welpen auf, die offenbar nicht mehr gewollt waren und in einem Karton beziehungsweise auf einer Decke sich selbst überlassen wurden.

Für neun Katzen, ein Kaninchen, fünf Tauben, drei Hühner, eine Ente, einen Fisch und einen Ziegensittich kam in diesem Jahr leider jede Hilfe zu spät: Sie verstarben noch auf dem Weg zur tierärztlichen Versorgung beziehungsweise erlagen ihren Leiden nach der Aufnahme im Tierheim trotz tierärztlicher Versorgung oder mussten erlöst werden. Weitere vier Katzen wurden leider nur noch tot aufgefunden. Die Erfahrung der vergangenen Jahre zeigt, dass gerade die Zahl ausgesetzter Tiere noch stark ansteigt und traurige Rekordwerte von mehr als 50 Fällen pro Woche erreichen wird. Der HTV macht sich auf das Schlimmste gefasst.

Wir sind die Urlaubsopfer!

Im Gebüsch wartete die stark verwahrloste Hope auf Rettung.

Hope, wie wir sie genannt haben, wurde am 23.06. in einem Gebüsch in Lokstedt gefunden – vermutlich in letzter Sekunde. Sie lag hilflos da – so tapfer, obwohl ihr Körper schon den Anschein machte, als ob der Hündin nicht mehr zu helfen wäre. Sie konnte nicht mehr stehen, zitterte, war massiv abgemagert, das Fell bestand nur noch aus Filzklumpen und an ihrer rechten Vorderpfote klebte eine schmutzige Socke – notdürftig befestigt. Zudem war ihre Haut oberflächlich von Fliegenlarven befallen, die Zähne aus dem Mund geeitert und die Krallen zu lang oder sogar einwachsen.

Im HTV wurde die mindestens zehn Jahre alte Hope umgehend geschoren, was eine stark schuppige Haut freilegte, die vermutlich auch sehr juckte. Sie erholt sich nun, wird stündlich gefüttert und behandelt, was ihr erfreulicherweise guttut.

 

Im HTV erholt sich die nicht gewollte Katzenfamilie.Auf einem Feld in Rahlstedt wurde am 07.06. die einjährige Katzenmama Ursula mit ihren Welpen Arielle, Adella, Sebastian und Fabius gefunden. Sie lagen allein auf einer lilafarbenen Decke – die Kinder waren zu diesem Zeitpunkt erst wenige Tage alt. Die Familie erholt sich derzeit gut im HTV. Einen schockierenden Fund gab es auch im Wohlers Park in Altona: Dort wurde am 10.06. eine weitere Katzenfamilie wie Müll entsorgt. Eingepfercht in einen Karton fand man die junge Mutter Frieda mit ihren Kleinen Friedolin und Kuno glücklicherweise rechtzeitig. Es geht ihnen gut.

Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass Arielle, Adella, Sebastian und Fabius noch mehrere Wochen bei ihrer Mutter bleiben und daher nicht frei zur Vermittlung sind.

Ein ähnliches Schicksal ereilte das junge Chamäleon Hubibi, denn auch Exoten gehören zu den von Menschen entsorgten Lebewesen. Hubibi wurde am 11.06. vor einem Haus in Langenhorn entdeckt und in die Obhut des HTV gebracht wurde. Ohne das beherzte Eingreifen des Finders wäre das kleine Kerlchen aufgrund der teilweise nasskalten Nächte vermutlich gestorben.

In Niendorf fielen gleich acht Griechische Landschildkröten der Ferienzeit zum Opfer. Sie wurden zwischen dem 11. und 14.06. gefunden. Wären sie allein draußen geblieben, hätte ein starker Temperaturabfall die beeindruckenden und langlebigen Tiere spätestens im Herbst dahingerafft.

Auch das Farbmäusepaar Wolfgang und Amadeus überließ man in einem Karton sich selbst und nahm damit seinen Tod billigend in Kauf. Mit Glück wurden die beiden am 11.06. rechtzeitig gefunden. Sie befinden sich nun in der sicheren Obhut des HTV.

Ein Tier auszusetzen ist eine Straftat!

„Es gibt keinen vertretbaren Grund dafür, sein Tier derart im Stich zu lassen und es aus eigener Bequemlichkeit Gefahren bis hin zum Tod auszusetzen, statt es wenigstens in einem Tierheim – oder noch besser – bei anderen vertrauten Personen unterzubringen”, betont die 1. Vorsitzende des HTV, Janet Bernhardt. Sie ergänzt: „Die Tiere vertrauen uns und sind von uns abhängig, daher sollten wir den Anstand zeigen, das für sie Beste zu tun und uns Hilfe suchen.”

Wer Angaben zu den hier genannten Tieren oder weiteren Tieraussetzungen machen kann, wendet sich bitte telefonisch an unsere Tierschutzberaterin Sina Hanke: 040 / 211 10 6-25. Die Gespräche werden selbstverständlich vertraulich gehandhabt.

Gemäß § 3 Abs. 3 Tierschutzgesetz (TierSchG) ist es verboten, ein im Haus, Betrieb oder sonst in Obhut des Menschen gehaltenes Tier auszusetzen oder es zurückzulassen, um sich seiner zu entledigen oder sich der Halter- oder Betreuerpflicht zu entziehen. Unerheblich ist, ob durch das Aussetzen eine konkrete oder abstrakte Gefahrenlage für das Tier entsteht. So erfüllt grundsätzlich auch das Anbinden am Tierheimtor den Tatbestand des Aussetzens. Das Aussetzen ist eine Ordnungswidrigkeit und kann gemäß § 18 Abs.1 Nr.4 TierSchG mit einer Geldbuße bis zu 25.000 Euro bestraft werden. Im Einzelfall, wenn etwa das Tier durch die Aussetzung zu Tode kommt, handelt es sich um eine Straftat gem. § 17 TierSchG. Diese kann mit einer Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren oder einer Geldstrafe geahndet werden.

Der Hamburger Tierschutzverein von 1841 e. V. appelliert an Menschen, die ihr Tier nicht mehr halten können, dieses Lebewesen wenigstens im Tierheim abzugeben. Eine persönliche Abgabe ist nicht nur eine Frage des Anstands und Respekts, sondern erleichtert auch die Vermittlung, indem die HTV-Tierpfleger*innen möglichst viel über das Verhalten und Vorlieben des Tieres erfahren können. Außerdem muss bei einem abgegebenen Tier keine Fundfrist abgewartet werden, sodass die Suche nach einem fürsorglichen Zuhause sofort beginnen kann.

Um verstoßene Geschöpfe wie Hope, Hubibi oder Ursula und ihre Kleinen sowie weitere Tiere in Not bestmöglich versorgen zu können, ist der HTV dringend auf Spenden angewiesen.

Jetzt online helfen!

Eine Spende ist auch direkt auf das HTV-Konto bei der GLS Gemeinschaftsbank e.G. möglich:

IBAN: DE15 4306 0967 2075 7633 00
BIC: GENODEM1GLS

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