In Österreich gerettet – Mischlingshund Luigi war zwei Monate bei minus 20 Grad auf sich allein gestellt

   Mischlingshund Luigi war zwei Monate bei minus 20 Grad auf sich allein gestellt

Foto: © Jürgen Meißner

  Bei nachstehendem Text handelt es sich um eine Pressemeldung der Tierschutzorganisation TASSO e.V. Weitere Informationen findet Ihr am Ende des Artikels.

Sulzbach/Ts., 15. April 2021 – Bei seiner nächtlichen Gassirunde erschrak Rüde Luigi ganz plötzlich und lief seinem Halter Jürgen Meißner davon. Dank zahlreicher Sichtungsmeldungen von Tierfreunden über die Kanäle der Tierschutzorganisation TASSO e.V., die Europas größtes kostenloses Haustierregister betreibt, konnte der ehemalige Straßenhund schließlich gerettet werden. Bei Schnee und Minusgraden im zweistelligen Bereich wurde Luigi nach zwei Monaten im rund 150 Kilometer entfernten österreichischen Zell am See gefunden.

Der zweijährige Luigi kommt ursprünglich aus Sardinien, wo er das erste Jahr seines Lebens in einem Rudel in freier Natur verbrachte, bevor der Sohn einer Bracke in ein dort ansässiges Tierheim kam. Jürgen Meißner verliebte sich in den Tierschutzhund und adoptierte ihn. Es war Mitte Januar, als der extrem scheue Luigi, der erst drei Wochen zuvor in sein neues Zuhause eingezogen war, seinem Halter im oberbayerischen Warngau entwischte. „Luigi ist für mich ein Überlebenskünstler. Ich bin mir sicher, dass er nur wegen seiner Erfahrungen als Straßenhund so lange bei stellenweise bis zu minus 20 Grad überleben konnte“, sagt Jürgen Meißner.

Doch was genau war passiert: Die letzte nächtliche Gassirunde stand an. Es lag Schnee und war sehr kalt. Als sich Jürgen Meißner seine Handschuhe anziehen wollte, ließ er aus Versehenen die Leine fallen und Luigi rannte davon. „Er reagierte auf keine Rufe, auf gar nichts mehr“, erinnert sich der Halter. Er meldete Luigi noch in derselben Nacht bei TASSO als vermisst, bestellte Suchplakate und teilte die Suchmeldung seines Hundes über Facebook. Gleich am nächsten Morgen machte sich der Hundeliebhaber nochmals selbst auf die Suche nach Luigi: „Ich konnte sowohl seine Pfoten- als auch die Leinenspuren im Schnee sehr gut nachverfolgen. Doch nach sieben Kilometern endete die Spur plötzlich an einer Straße, Luigi war verschwunden.“ Wieder zu Hause angekommen, verständigte Jürgen Meißner zusätzlich einen Hundeexperten aus Schäftlarn, der eine Such-Strategie entwickelte.

In den darauffolgenden vier Wochen informierte TASSO den Hundehalter immer wieder über Sichtungsmeldungen des Rüden. Kurze Zeit hielt er sich am Ortsrand im 25 Kilometer entfernten Feldkirchen-Westerham auf, wo er den Komposthaufen einer Familie durchwühlte. Die Tierfreunde stellten sogar eine Lebendfalle auf, doch Luigi ließ sich nicht einfangen. Stattdessen lief er wieder nach Warngau, zurück nach Hause.

„Luigi hat tatsächlich wieder nach Hause gefunden, allerdings hat er sich von mir nur auf der Terrasse füttern lassen, er ist nicht hereingekommen, obwohl die Terrassentür die ganze Nacht offen stand“, erzählt Jürgen Meißner. Der Hundeexperte erklärte ihm, dass dies ein durchaus übliches Verhalten von ehemaligen Straßenhunden sei, die erst kürzlich adoptiert wurden. Sie würden ihre neue Familie und ihr neues Zuhause zwar erkennen, aber nicht direkt als geschützten Bereich wahrnehmen. „Wir schafften es nicht, Luigi einzufangen und nach ein paar Tagen tauchte er einfach nicht wieder auf“, erinnert sich der Hundehalter traurig.

Dann war es zwei Wochen lang ganz still um Luigi, bis er plötzlich im rund 80 Kilometer entfernten Mühldorf innerhalb von drei Tagen gleich mehrmals gesichtet wurde. Ein Zeitungsbericht über einen vom Auto angefahrenen Hund machte Jürgen Meißner hellhörig. „Die Beschreibung des angefahrenen Hundes passte genau auf Luigi. Ich rief eine Hundestaffel zu Hilfe. Die Hundeführer sagten mir, dass es sich definitiv um Luigi handle, er allerdings nicht schwer verletzt sein könne, da er sich weiterhin mit großer Geschwindigkeit fortbewege“, erinnert sich Jürgen Meißner.

Insgesamt muss Luigi mehrere hundert Kilometer gelaufen sein, bevor es nach zwei Monaten endlich zum Happy End kam: Der lang ersehnte Anruf kam Mitte März von TASSO – Luigi wurde in Zell am See gefunden. Zwei Hundeführerinnen hatten den Mischlingsrüden dort mit Hilfe ihrer Suchhunde eingefangen und ihn zum Tierarzt gebracht. Dank der Kennzeichnung und Registrierung bei TASSO konnte Luigi sofort eindeutig identifiziert und seinem Halter zugeordnet werden.

„Als der Anruf von TASSO kam, habe ich vor Glück geweint“, erzählt Jürgen Meißner erleichtert. Noch in derselben Nacht fuhr der Hundehalter nach Österreich, um seinen Luigi abzuholen. Der Rüde hatte rund vier Kilo abgenommen und war sehr apathisch. Doch das änderte sich, als er auf dem Nachhauseweg Hundedame Bella Ragazza kennenlernte. Jürgen Meißner war nach Luigis Entlaufen zu dem Entschluss gekommen, dass sein ehemaliger Straßen- und Rudelhund Gesellschaft braucht und adoptierte die Labrador-Mischlingshündin, da er nie Zweifel an der Rückkehr von Luigi hatte.

„Die beiden verstanden sich schon auf dem Rückweg von Österreich auf Anhieb. Mittlerweile sind Luigi und Bella Ragazza ein Herz und eine Seele und teilen sich schmusend die Couch“, lacht Jürgen Meißner.

TASSO
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